Zoff und Zores in der Bayerischen Hörbücherei!

Lesetipps zur Woche der Meinungsfreiheit unter dem Motto “Streiten? Unbedingt!”

Zu sehen sind drei Männer, zwei davon schreien sich an, der dritte Mann steht dazwischen und sieht mit leerem Blick in die Kamera. Das ganze ist eine überzeichnete und damit ironische Darstellung eines Streits.

Liebe Streithähne, Krawallnudeln und Streithammel!

Natürlich ist uns allen miteinander Harmonie wichtig… und doch: Wie sieht es mit der Lust am Wettstreit der Worte aus? Wie einzigartig ist der Himmel nach einem klärenden Gewitter. Und gleichzeitig: Wie lähmend wirken sich unausgesprochene Konflikte aus. Wie belastend ist es für uns, Dinge nicht ansprechen zu dürfen.

Zwischenmenschliche Beziehungen im Kleinen und ganze Gesellschaften im Großen können sich nur weiterentwickeln, wenn offen miteinander gesprochen wird. “Friede, Freude, Eierkuchen” als Motto taugt zwar gut für einen gemütlichen Sonntagnachmittag, aber nicht für Zeiten des Umbruchs oder gar Krisen. Streitkultur ist wichtig für eine offene, lebendige Demokratie.

Unter dem Motto “Streiten? Unbedingt!” findet dieser Tage die Woche der Meinungsfreiheit zum fünften Mal statt. Aus diesem Anlass möchten wir Ihnen hiermit ein paar Buchtipps aus unterschiedlichsten Bereichen und Blickwinkeln zu dem Thema an die Hand geben.

Herzlichst grüßt Ihre durchaus streitlustige, dabei aber sehr umgängliche

Margarete Rathe – mit dem gesamten Bibliotheksteam


Die Kunst des Miteinander-Redens. von Bernhard Pörksen und Friedemann Schulz von Thun – Titelnummer 58486

Pörksen und Schulz von Thun, Deutschlands wichtigste Medien- und Kommunikationsexperten und Träger des Preises „Gegen Vergessen – Für Demokratie“, zeigen, wie wir uns der kollektiven Erregung widersetzten können. Anschaulich und mit vielen Beispielen führen sie vor, wie sich Diskussionen und Debatten verbessern lassen und wie die Kunst des Miteinander-Redens zu einer Schule der Demokratie und des guten Miteinander-Lebens werden könnte.


Niemand kann sagen, er hätte es nicht gewusst. von Marcus Bensmann – Titelnummer 60724

Argumenten-Futter gegen die Verharmlosung der AfD: Aus den Ergebnissen vieljähriger CORRECTIV-Recherchen setzt Bensmann in diesem Buch zusammen, welche Pläne die Radikalen an der Parteispitze und ihre Einflüsterer verfolgen und was Deutschland blühen wird, sollten sie einst tatsächlich tun können, was sie wirklich wollen: Es geht um die Vertreibung von Millionen von Menschen, die Hinwendung zu Russland und China und die Abschaffung der universellen Menschenrechte.


Krummes Holz. von Julja Linhof – Titelnummer 58629

Dieser Roman zeichnet ein düsteres Bild über eine Familie voller Traumata und Schweigen. Die Hauptfigur durchbricht die Sprachlosigkeit und schwimmt sich frei: Es ist ein drückend schwüler Sommer, in dem Jirka an den Hof seiner Eltern im Krummen Holz zurückkehrt. Mehrfach hat er die Bitte seiner älteren Schwester Malene ignoriert, ihr gegen den Vater beizustehen. Als Jirka jetzt auf dem heruntergewirtschafteten Gutshof eintrifft, scheint keiner mehr auf ihn zu warten. Vom Vater findet sich keine Spur, und von seiner dementen Großmutter und seiner unversöhnlichen Schwester schlägt ihm eine Wand des Schweigens entgegen…


Sensibel: Über moderne Empfindlichkeit und die Grenze des Zumutbaren. von Svenja Flaßpöhler – Titelnummer 52750

Mehr denn je sind wir damit beschäftigt, das Limit des Zumutbaren neu zu justieren. Wo liegt die Grenze des Sagbaren? Ab wann ist eine Berührung eine Belästigung? Svenja Flaßpöhler tritt einen Schritt zurück und beleuchtet den Glutkern des Konflikts: die zunehmende Sensibilisierung des Selbst und der Gesellschaft.


Der* ent_mündigte Lese:r: Für die Freiheit der Literatur. von Melanie Möller – Titelnummer 60979

Literatur muss frei sein, wild, darf böse sein und muss auch weh tun können, sonst verliert sie ihren Reiz, sagt Melanie Möller. Sie muss ein Freiraum bleiben für ungeschützte Gedanken und scharfe Worte. Dafür liefert die Autorin einen wilden Ritt durch mehrere Jahrhunderte Literaturgeschichte im Kampf für die Freiheit des Worts. Bibelverbot für Schulen in Utah, Verbannung von Klassikern aus Lehrplänen und Schulbüchern, glättende Übersetzungen, zensierte Klassiker, politisch korrekte Vorgaben für Literatur, Sensitivity-Reading, Triggerwarnungen, Verbot “schwieriger” Vokabeln: Ein Verhängnis!, sagt Melanie Möller und warnt davor, den Leser zu unterschätzen.


Der neue Kulturkampf. Wie eine woke Linke Wissenschaft, Kultur und Gesellschaft bedroht. von Susanne Schröter – Titelnummer 58869

Identitätspolitik, Cancel Culture und Wokeness – was an den Universitäten seinen Ausgang nahm, beeinflusst mittlerweile nicht nur Kultur und Wissenschaft sondern auch Politik und Wirtschaft. Angetreten, um gegen Rassismus und Diskriminierung zu kämpfen und sich für Demokratie und Zusammenhalt einzusetzen, bewirkt eine woke Linke das genaue Gegenteil. Mit Sprachregelungen, der Tabuisierung gesellschaftlicher Missstände oder der Reduzierung der Wissenschaft auf eine Erfüllungsgehilfin der Politik verhindert sie eine offene demokratische Auseinandersetzung. Eine Analyse der Ideologie der woken Linken.


Die Peperoni-Strategie. So nutzen Sie Ihr Aggressionspotenzial konstruktiv. von Jens Weidner – Titelnummer 59554

Unbequeme Entscheidungen durchsetzen, sich in Konflikten behaupten, die eigenen Interessen vertreten? Erfolg im Beruf erfordert Durchsetzungsvermögen, Tatkraft und Zivilcourage. Jens Weidner hat ein spezielles Aggressionstraining für das Berufsleben entwickelt. Er zeigt, warum Aggressionen richtig dosiert nicht schädlich sind, sondern dem Berufsalltag erst die rechte Würze geben – wie sich Durchsetzungsstärke durch Förderung der positivkonstruktiven Aggression trainieren lässt – wie man lernt, sein Umfeld strategisch richtig einzuschätzen.


Canceln. Ein notwendiger Streit. von Asal Dardan – Titelnummer 60725

Kein vernünftiger Mensch will Literatur verbieten – oder etwa doch? Die Diskussionen werden hitziger. Wie gehen wir mit rassistischen Stereotypen in literarischen Klassikern um? Wollen wir ein Buch noch weiterlesen, wenn gegen dessen Autor:in schwere moralische Vorwürfe erhoben werden? Droht tatsächlich eine neue Zensur, wie manche befürchten? Für die einen ist das „Canceln“ ein notwendiger Schritt im Kampf gegen Diskriminierung, für die anderen ein Schreckgespenst, das die Freiheit der Kunst bedroht. Klar ist: Die Debatte berührt nicht nur einen Kern der Literatur, sondern auch unseres Zusammenlebens. Sie ist ein notwendiger Streit – dem die Autor:innen dieses Bands klug, pointiert und aus verschiedenen Perspektiven auf den Grund gehen.


Bedrohte Bücher. Eine Geschichte der Zerstörung und Bewahrung des Wissens. von Richard Ovenden – Titelnummer 56872

Fragile Tontafeln aus Mesopotamien, kostbare Bände mittelalterlicher Gelehrsamkeit, grandiose Bibliotheken in Alexandria und Sarajevo – seit Wissen schriftlich fixiert wird, haben Menschen versucht, es unter ihre Kontrolle zu bringen. Ihre Heldinnen und Helden: Mönche und Hobbyarchäologen, Philanthropen und Freiheitskämpfer und vor allem Bibliothekare und Archivare, die sich dem Erhalt von Wissen verschrieben haben, nicht selten unter Einsatz ihres Lebens. Richard Ovenden führt uns in fesselnd erzählten Schlüsselepisoden durch die dreitausendjährige Geschichte der Angriffe auf Bücher, Bibliotheken und Archive. Eine faszinierende Kulturgeschichte, die bis in unsere digitale Gegenwart und zu den neuartigen Gefahren, denen das Wissen der Welt heute ausgesetzt ist, reicht.


Zum Schluss etwas für’s Herz: Stolz und Vorurteil. von Jane Austen – Titelnummer 12412

Ist alles gründlich und ehrlich ausdiskutiert und das Unsagbare gesagt, folgt eine um so schönere Versöhnung. Diesen Ablauf hat Jane Austen wie kaum eine andere in ihrem zeitlosen Bestseller beschrieben: In diesem Entwicklungsroman begegnen sich die anfangs durch Stolz und Vorurteil geprägten Hauptfiguren Elizabeth Bennet und Fitzwilliam Darcy, die nach einigen Krisen ihre Einstellungen verändern und sich in neuer Bescheidenheit und Einsicht in ihre Fehler für eine gemeinsame Zukunft entscheiden.