Ja, Virginia, es gibt einen Weihnachtsmann!

Passend zum Weihnachtsfest lesen unsere Sprecher Franziska Ball, Anton Fiegl und Wolfgang Hartmann, Ihnen eine Geschichte vor, die seit über 100 Jahren Menschen überall auf der Welt zu Herzen geht – klicken Sie dafür nur auf den Link hier rechts oben „Textabschnitt vorlesen“:

Im Jahr 1897 schrieb die kleine Virginia O’Hanlon folgenden Brief: „Lieber Redakteur, ich bin acht Jahre alt. Einige meiner kleinen Freunde sagen, dass es keinen Weihnachtsmann gibt. Papa sagt: ,Wenn es in der Sun steht, ist es so’. Bitte sagen Sie mir die Wahrheit: Gibt es einen Weihnachtsmann?“. Dieser Brief ging an die Zeitung „New York Sun“ und veränderte das Leben der kleinen Virginia: Am 21. September 1897 erschienen Virginias Zeilen in der Zeitung sowie die Antwort des Redakteurs Francis Pharcellus Church als Leitartikel.

Heute würde man sagen, die Briefe gingen viral! Tausende Leser meldeten sich in den folgenden Jahren bei der Sun und baten um erneuten Abdruck. Zeitungen in der ganzen Welt folgten dem Beispiel zur Weihnachtszeit. Warum die Zeilen uns so berühren? Wahrscheinlich, weil in uns allen das Kind steckt, das Antworten auf diese Fragen sucht!

Und hier sind die Worte des Journalisten Francis Pharcellus Church:

„Liebe Virginia, Deine kleinen Freunde haben nicht Recht. Sie sind beeinflusst von der Skepsis eines skeptischen Zeitalters. Sie glauben nur, was sie sehen; sie glauben, dass es nicht geben kann, was sie mit ihrem kleinen Geist nicht erfassen können. Aller Menschen Geist ist klein, ob er nun einem Erwachsenen oder einem Kind gehört. Im Weltall verliert er sich wie ein winziges Insekt. Solcher Ameisenverstand reicht nicht aus, um die ganze Wahrheit und das ganze Wissen zu erfassen und zu begreifen.

Ja, Virginia, es gibt einen Weihnachtsmann. Es gibt ihn so gewiss wie die Liebe und Großherzigkeit und Treue. Und Du weißt, dass sie reichlich vorhanden sind und Deinem Leben seine höchste Schönheit und Freude geben. O weh! Wie düster wäre die Welt, wenn es keinen Weihnachtsmann gäbe! Sie wäre so düster, als wenn es keine Virginias gäbe. Es gäbe dann keinen kindlichen Glauben, keine Poesie, keine Romantik – gar nichts, was das Leben erst erträglich machte. Ein Flackerrest an sichtbarem Schönen bliebe übrig. Aber das Licht der Kindheit, das die Welt ausstrahlt, müsste verlöschen.

Nicht an den Weihnachtsmann glauben! Da könntest Du ebenso gut nicht an Elfen glauben! Gewiss, Du könntest Deinen Papa bitten, er solle am Heiligen Abend Leute ausschicken, die in alle Kamine blicken, um den Weihnachtsmann zu fangen. Und keiner von Ihnen bekäme den Weihnachtsmann zu Gesicht – was würde das beweisen? Kein Mensch sieht ihn einfach so, aber das ist noch lange kein Zeichen, dass es keinen Weihnachtsmann gibt. Die wirklichsten Dinge bleiben meistens unsichtbar, für Kinder und Erwachsene. Hast Du jemals Elfen auf dem Rasen tanzen sehen? Natürlich nicht, aber das ist kein Beweis, dass sie nicht dort sind. Trotzdem gibt es sie. All die Wunder zu denken – geschweige denn sie zu sehen –, das vermag nicht der Klügste auf der Welt.

Was Du auch siehst, Du siehst nie alles. Du kannst ein Kaleidoskop aufbrechen und nach den schönen Farbfiguren suchen. Du wirst einige bunte Scherben finden, nichts weiter. Warum? Weil es einen Schleier gibt, der die wahre Welt verhüllt, den nicht einmal die Gewalt auf der Welt zerreißen kann. Nur Glaube, Phantasie, Poesie, Liebe, Romantik können ihn lüften. Dann werden die übernatürliche Schönheit und Herrlichkeit dahinter auf einmal zu erkennen sein. „Ist das denn auch wahr?“ kannst Du fragen. Ach Virginia, nichts auf der Welt ist wahrer und beständiger.

Kein Weihnachtsmann! Der Weihnachtsmann lebt, und ewig wird er leben. Sogar in zehnmal zehntausend Jahren wird er da sein, um Kinder wie Dich und jedes offene Herz mit Freude zu erfüllen.

Frohe Weihnacht, Virginia.“

…. und Frohe Weihnachten von uns allen vom Team der Bayerischen Hörbücherei an Sie!