antiCoerper, Tag 10: Loslassen

Willkommen zum 10. Tag unserer antiCoerper-Sendung!

In dieser zweiten Woche habe ich Sie mitgenommen zu Ausflügen in die sogenannte Achtsamkeit. Wir sind ein bisschen von den mentalen Anstrengungen unserer aktuellen Realität (oder dem, was wir dafür halten) weggewandert, und ich habe Ihnen Vorschläge aufgezeigt, wie wir auf vielfältige Art zu Antikörpern kommen können.

Warum dieser spirituelle Exkurs? Eine Erklärung für meine Motivation findet sich in der Einleitung zu Eckhart Tolles Buch „Jetzt – Die Kraft der Gegenwart“, aus der ich einen kurzen Abschnitt zitieren möchte. Er beschreibt hier einen Schlüsselmoment aus seinem Leben:

„[…] Ich öffnete meine Augen. Das erste Licht der Morgendämmerung sickerte durch die Vorhänge. Ohne jeden Gedanken wusste ich, fühlte ich, dass es über das Licht unendlich viel mehr zu erfahren gibt, als wir ahnen. Diese weiche Helligkeit, die durch die Vorhänge sickerte, war Liebe selbst. Tränen stiegen mit in die Augen. Ich stand auf und ging im Zimmer umher. Ich erkannte das Zimmer, und doch wusste ich, dass ich es nie zuvor wirklich gesehen hatte. Alles war frisch und unberührt, als ob es gerade erst entstanden wäre. […] An diesem Tag ging ich in der Stadt umher, voller Staunen über das Wunder des Lebens auf dieser Erde, so als wäre ich gerade erst in diese Welt hineingeboren worden. Fünf Monate lang lebte ich ununterbrochen in einem Zustand tiefen Friedens und tiefer Glückseligkeit.“ (Kamphausen Verlag 2012)

Es gibt nichts, was ich mir und uns allen mehr wünschen würde, als eine ebensolche Erfahrung. Dafür übe ich mich in Achtsamkeit, und dafür habe ich für unsere Serie Anekdoten gewählt, die eine alternative Sicht auf das Leben vorstellen.

In diesem Sinne möchte ich mich ins Wochenende verabschieden. Nehmen Sie noch eine vorerst letzte Mönch-Geschichte mit; von diesen weisen Herren können wir viel lernen …

Bleiben Sie wohlauf, ade und bis Montag!

Zwei Mönche waren auf Wanderschaft. Eines Tages gelangten sie an einen Fluss, dessen Ufer durch eine Regenperiode aufgeweicht waren. Dort stand eine junge Frau in schönen, teuren Kleidern. Offenbar war sie im Begriff, den Fluss zu überqueren. Da das Wasser sehr tief war, hätte sie ihn nicht durchwaten können, ohne dabei ihre Kleider zu schädigen. Ohne zu zögern, ging der ältere Mönch auf die Frau zu, hob sie auf seine Schultern und watete mit ihr durch das Wasser. Auf dem gegenüberliegenden Flussufer setzte er sie trockenen Fußes ab.

Nachdem der jüngere Mönch ebenfalls den Fluss überquert hatte, setzten die beiden ihre Wanderung fort. Einige Stunde später fing der Jüngere an, seinen älteren Kameraden zu kritisieren: „Bist du dir im Klaren, dass du nicht korrekt gehandelt hast? Wie du weißt, ist es untersagt, näheren Kontakt mit Frauen zu haben oder mit ihnen zu sprechen. Und du hast sie sogar berührt. Wieso hast du gegen diese Regel verstoßen?!“ Der Mönch, der die Frau über den Fluss getragen hatte, hörte sich die Vorwürfe des anderen mit Bedacht an. Dann antwortete er ruhig: „Ich habe die Frau nur über den Fluss getragen. Aber du hast sie bis hierhin getragen.“

Hörbuchtipp: Dale Carnegie: Sorge dich nicht – lebe. Titelnummer: 44576 

Schi